Meeting vom 07. Juli 2009 im Hotel Stadthaus in Burgdorf
Peter Andres, SignauAblagerungsgesteine (Sedimentgesteine) entstanden aus Verwitterungsschutt als Nagelfluh, Sandstein, Mergel, Kalk (Ausscheidung im Meer)
Umwandlungsgesteine (metamorphe Gesteine) sind als Erstarrungs- oder Ablagerungsgesteine abgetaucht und durch Überlagerungsdruck und/oder Hitzeeinwirkung in der Tiefe verändert worden;

In den Geröllen der Nagelfluh, die sich am einfachsten in der Emme finden, und in der anstehenden Nagelfluh selber sind wichtige Informationen über die Gesteine der abgetragenen Schichten und den Zeitraum der Abtragung zu finden, z.T. also auch über Gesteine, die heute in den Alpen nicht mehr anzutreffen sind. Spannend kommt sie daher die Geologie des Emmentales. Durch den Schub von Süden her wurden die Schichtpakete verschoben (disloziert) und vor allem zu den Alpen aufgefaltet. Eines der mächtigen Deltas, die aus Flussablagerungen entstanden sind, bildet den Napf. Das andere Delta bildet das Hörnli in den Kantonen Zürich, Thurgau und St.Gallen. Der Oberbegriff dieser Sedimentgesteine ist die Molasse, in welcher im Süden zuerst die Nagelfluh anzutreffen ist, weiter nördlich folgt der Sandstein und schließlich der Mergel, weil die kleineren Korngrössen leichter und weiter transportiert werden. 1968 wurde bei Linden im oberen Emmental eine Bohrung abgeteuft in der Annahme, die dortigen Gesteinsformationen würden Erdöl oder Gas enthalten. In Pfaffnau, östlich von Langenthal, wurde später immerhin während längerer Zeit Gas abgefakelt! Wenn auch die Mächtigkeit der Gesteinsschichten schwankt, geben diese Erdöltiefbohrungen trotzdem einen Hinweis für die Verhältnisse im Emmental. Unter der Molasse folgt der Kalk, der aus den Alpen unter die Molasse hindurch im Mittelland untertaucht und im Jura wieder an die Oberfläche tritt. Die Molasse wird gegliedert in Süsswasser- und Meeresmolasse, untere und obere, insgesamt also 4 Stufen von oben nach unten OSM, OMM, USM, UMM weil die Ablagerungen infolge zweimaligem Vordringen und zurück-weichen des Meeres im Salz- und im Süsswasser erfolgten und zwar über eine Dauer von ca. 30 Millionen Jahre. Die anschliessende Jurafaltung beanspruchte rund 5 Millionen Jahre, es folgten während 1,7 Millionen Jahren mehrere Eis- und Zwischen-Eiszeiten; vom Ende der letzten Eiszeit trennen uns bloss 10'000 Jahre. Die Auffaltung der Alpen dagegen hat zufolge des Zusammenpralls von Europa und Afrika bereits vor 100 Millionen Jahren begonnen. Reichhaltig sind die Folgen der geologischen Vorgänge: 20'000 lt/Min liefert die Wasser- Fassung in der Aeschau aus dem Grundwasserbecken des Emmeschotters für die Stadt Bern. Der Schachenwald längs der Emme dient nicht allein als Hochwasserschutz; er beherbergt auch seltene Tiere und Pflanzen. Selbst ein kleines Kohlebergwerk wurde im Blapbach um 1878 betrieben. Markante Spuren hat die Eiszeit u.a. mit dem Rebloch hinterlassen, welches im Hochsommer bei sicheren Wetterverhältnissen von unten nach oben durchschwommen werden kann. Ein kurzer Abschnitt ist geschlossen; darüber führt die Naturbrücke den Wanderweg. Die Emme entspringt auf der Lombachalp am Hohgant im Schrattenkalk, welcher im Tetysmeer abgelagert worden ist und später von Süden her in seine heutige Lage verschoben worden ist. Die Auflösung von CaCO3 (Kalkstein) durch CO2 – haltiges Wasser ist nicht nur für die Karrenfelder, sondern auch für ein weitverzweigtes Höhlensystem, beginnend unter den Sieben Hengsten verantwotlich. Bis 700m tief fliesst das Wasser und tritt in Oberriet am Brienzersee und in der Nähe von Interlaken aus. Es handelt sich um das zweitgrösste Höhlensystem in der Schweiz nach den Höhlen im Muotatal. Peter Andres hat es verstanden, uns zu zeigen, wie die Steine aus dem Emmebett uns einen wesentlichen Einblick in die Geologie des Emmentales zu geben vermögen. Noch mehr aber, wir durften erleben, wie die Geologie die erstaunlichen Erklärungen liefert zur Entstehung einer Landschaft, von welcher wir glauben, dass wir diese bereits gut kennen. | |
weiterer Artikel von Herrn Andres | Berichterstattung: L Konrad Meyer-Usteri |
Fotos: L Reto Meier | |